Tag der Mathematik

Tag der Mathematik

Der Tag der Mathe­matik findet einmal jährlich an einem Samstag nach den Herbst­fe­rien der Hamburger Schulen statt. Im Mittel­punkt steht dabei ein mathe­ma­ti­scher Wettbe­werb, bei denen Schüler­teams aus Gymna­sien der Metro­pol­re­gion Hamburg gegen­ein­ander antreten.

Der Wettbe­werb ist unter­teilt in drei verschie­dene Klassen­stufen, in denen die besten Teams ermit­telt werden. Den Sieger­teams der jewei­ligen Klassen­stufen winken attrak­tive Preise! Vorträge und Darbie­tungen rund um die Mathe­matik sowie Infor­ma­tionen zum Mathe­matik-Studium runden den Tag ab.

Der Hamburger Tag der Mathe­matik kann seit 2017 aus organi­sa­to­ri­schen Gründen leider nicht mehr statt­finden. Wir hoffen sehr, den Tag bald wieder anbieten zu können.

Bericht vom Tag der Mathematik

Mathe­matik macht glücklich

Der Tag der Mathe­matik an der Univer­sität Hamburg war ein voller Erfolg: Rund 400 Schüle­rinnen und Schüler von 40 Schulen aus Hamburg und dem Umland haben am letzten Oktober-Sonnabend die Veran­stal­tung des Fachbe­reichs Mathe­matik, der Talent­för­de­rung Mathe­matik Hamburg e.V. und der Behörde für Schule und Berufs­bil­dung besucht – und ihre Köpfe beim Rechnen, Rätseln, Basteln und Bauen zum Qualmen gebracht. Warum kann man Holzklötze in einem Bogen stapeln, so dass sie frei stehen? Lässt sich ein Stroh­halm so in einen Spiegel legen, dass man einen Würfel sieht? Und welcher Mathe­ma­tiker war auf dem alten 10-DM-Schein abgebildet? All das fanden die jungen Mathe-Asse heraus. Zum krönenden Abschluss des Tages durften die besten Rechner tolle Wettbe­werbs-Preise entgegen nehmen. Fazit: Mathe­matik ist ein Erlebnis – und kann glück­lich machen.

Ganz im Zeichen der Zahlen steht das Foyer des Geoma­ti­kums. Wie viele weiße Bohnen befinden sich in der Glaspy­ra­mide und im Quader? Das sollen die Schüle­rinnen und Schüler so genau wie möglich schätzen. Wie viele Dreiecke befinden sich in der geome­tri­schen Figur? Diese und andere kniff­lige Aufgaben setzen den Denksport richtig in Schwung. Frei nach dem Motto “Versuch macht klug” setzen die Teilnehmer des Mathe-Events auch echte Bauwerke zusammen – und lernen auf diese Weise spiele­risch Phäno­mene aus Mathe­matik und Physik besser kennen und verstehen. Dazu gehört der Ketten­bogen ebenso wie das Basteln von komplexen symme­tri­schen Origami-Figuren.

 

Wer wird Millionär?

Was möchte der Fachbe­reich Mathe­matik der Univer­sität Hamburg mit einem solchen Tag errei­chen? “Wir wollen frühzeitig das Inter­esse am Fach Mathe­matik als Schul- und Studi­en­fach wecken und die Jungen und Mädchen nachhaltig begeis­tern. Deshalb haben wir den Tag der Mathe­matik und den Wettbe­werb als Event etabliert”, sagt Professor Dr. Armin Iske. Der Fachbe­reich setze dabei auch auf bewährte Rezepte aus der TV-Unter­hal­tung. So ist das Mathe-Quiz am Nachmittag ähnlich struk­tu­riert wie die bekannte deutsche Quizshow “Wer wird Millionär?“. Das Image der Mathe­matik habe sich inzwi­schen geändert, aller­dings noch nicht grund­le­gend, fügt Iske hinzu. Oftmals gelte etwa die Wirtschafts­ma­the­matik als klassi­sche Männer­do­mäne. Iske: “Das ist nicht so, das Verhältnis aus Männern und Frauen liegt bei 50 zu 50. Wir wollen daher auch mit dem Vorur­teil aufräumen, dass Mädchen keine Mathe­matik können.”

Eins dieser mathe­ma­tik­be­geis­terten Mädchen ist Maike, zwölf Jahre alt. Sie besucht die 7. Klasse des Gymna­siums Buxte­hude Süd. Mit Schul­ka­me­raden aus der Mathe­ma­tik­för­de­rung hat sie am Morgen am Mathe­matik-Wettbe­werb teilge­nommen und wartet jetzt gespannt auf das Ergebnis. Die Warte­zeit überbrückt sie mit dem Bauen des Ketten­bo­gens, während die anderen am Computer sitzen und rechne­risch geome­tri­sche Figuren in schil­lernden Farben gestalten. “Es lief ganz gut”, sagt sie über die Wettbe­werbs­auf­gaben. “Und die Stimmung hier ist cool.” Die Aufgaben seien unter­schied­lich gewesen, beispiels­weise sollten die Schüler und Schüle­rinnen Regel­mä­ßig­keiten heraus­finden: Anhand einer Pyramide mit ungeraden Zahlen sollten sie bestimmen, auf welcher Position die Zahl 3333 ist. Maike: “So etwas hatten wir in der Schule noch nicht.“

Zurück zum Ketten­bogen. Da sollen Holzklötze auf einer vorge­zeich­neten Bogen­form auf einer Klappe in einer bestimmten Reihen­folge zusam­men­ge­legt werden. Wenn man die Klappe dann kippt und alles richtig gemacht hat, bleibt der Bogen frei stehen. Was das mit Mathe­matik zu tun hat? Da zuckt Maike mit den Schul­tern. Die Erklä­rung zum Experi­ment steht aber daneben: Die Zugkräfte verwan­deln sich beim Kippen des parabel­ähn­li­chen Bogens in Druck­kräfte, lenken sie senkrecht in den Grund. Hier treffen sich Mathe­matik und Physik.

 

Ausstel­lung “Symme­trien”

Für Paul, 15, und Vincent, 14, vom Detlefsen-Gymna­sium in Glück­stadt lautet die Glücks-Formel dieses Tags ganz schlicht: “Wir sind hier, weil Mathe Spaß bringt.” Und Max, 18, von der Gelehr­ten­schule in Hamburg ist begeis­tert, “weil man hier einmal ganz praktisch sieht, was in der Theorie in der Schule vermit­telt wird.”

Im Unter­ge­schoss des Geoma­ti­kums, in den Räumen des Geolo­gisch-Paläon­to­lo­gi­schen Museums, wurde zudem die Ausstel­lung “Symme­trien” eröffnet. Spielen mit Spiegeln lautet die Maxime dieser Ausstel­lung aus Mailand, die ausdrück­lich für jeder­mann und alle Schul­klassen geeignet ist. Bis zum 27. November besteht montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie samstags zwischen 10 und 13 Uhr die Möglich­keit, in die Faszi­na­tion der Symme­trie einzu­tau­chen. Professor Dr. Ingenuin Gasser ist Ansprech­partner und erklärt den Ansatz: “Ein ratio­naler Zugang ist nicht unbedingt erfor­der­lich. Die Ausstel­lungs­be­su­cher sollen einfach auspro­bieren. Wir wollen, dass die Leute mit den Spiegeln und Objekten spielen, denn wir sind hier nicht Schule.” Überra­schend ist etwa die Lösung für folgendes Problem: Wie muss man einen Stroh­halm in ein Gebilde aus Spiegeln werfen, damit man einen Würfel sieht? Professor Gasser macht’s vor. Es hängt ab vom Winkel. Wer ihn verän­dert, kann aus einem Würfel auch eine Raute zaubern. Das ist die Magie der Spiegel.

 

Gauss und der alte Zehner

Während­dessen ist in einem Hörsaal das Mathe-Quiz in vollem Gang. Welcher berühmte Mathe­ma­tiker ist auf dem früheren 10-DM-Schein zu sehen? Zur Auswahl stehen Leibniz, Hilbert, Klein und Gauss. Gemurmel im Saal. Birte, 15, vom Luisen­gym­na­sium Berge­dorf, weiß die Lösung. Es ist Gauss. “Keiner der anderen Männer war so bedeu­tend wie Gauss.“ Sie fühlt sich an diesem Tag bestens unter­halten, mag das Lösen von geome­tri­schen Problemen und Knobel­auf­gaben. Auch der Wettbe­werb hat sie heraus­ge­for­dert. Er war der entschei­dende Grund für die Teilnahme am Tag der Mathe­matik. “Eine Aufgabe bestand darin, dass man vier Strecken hatte und sie so wählen musste, dass man daraus kein Viereck legen kann.” Vielleicht möchte sie später Mathe studieren. “Ich bin noch nicht sicher, aber der Ehrgeiz hat mich gepackt!”

76 Teams aus drei Katego­rien (7./8. Klasse, 9./10. Klasse sowie Jahrgang 11–13) haben morgens am Mathe­matik-Wettbe­werb teilge­nommen, rund 400 Schüle­rinnen und Schüler. Am Ende des spannenden Tags kommen sie zur Preis­ver­lei­hung im großen Hörsaal zusammen. Den 1. Platz unter den jüngsten belegt unter lautem Jubel das Team der Theodor-Heuss-Schule in Pinne­berg. In der Kategorie 9./ 10. Klasse hat sich die Sophie-Barat-Schule aus Hamburg durch­ge­setzt. Vor Freude rot glühende und etwas überraschte Gesichter schließ­lich auch bei den ältesten Gewin­nern: Die “Mathe­hasen” vom Gymna­sium Buxte­hude Süd. Alle Erstplat­zierten erhalten je 300 Euro. Den Preis für die beste Schule aus der Metro­pol­re­gion Hamburg – 500 Euro – erhält schließ­lich die Bismarck­schule aus Elmshorn.

Text: Rieke Beckwer­mert
Fotos: Stefanie Grählert

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